01.04.2014 – Einsatzkräfte-Nachsorge-Team im Landkreis Böblingen
Es sind Situationen, die sich tief einprägen. Es brennt in einem Wohnhaus oder es gab einen Verkehrsunfall mit eingeklemmten Personen. Die Feuerwehr wird zur Hilfe gerufen. Die Retter geben in diesen Situationen ihr Bestes, um anderen Menschen in Not zu helfen. Doch was tun, wenn jede Hilfe zu spät kommt? Tragische Unglücksfälle sind für alle Beteiligten sehr belastend, für Augenzeugen und Familienmitglieder ebenso wie für die hinzugerufenen Rettungskräfte. Deshalb können in diesen Situationen Notfallseelsorger mitalarmiert werden. Allerdings hat man festgestellt, dass diese schnell verfügbaren Kräfte besser für die Unterstützung der Betroffenen als für die Hilfe für Einsatzkräfte ausgebildet sind. Deshalb sollte im Landkreis Böblingen, dem Beispiel anderer Landkreise folgend, für die jeweiligen BOS-Einheiten ein Helfernetz mit Ansprechpartnern aus den eigenen Reihen aufgebaut werden. Denn wer versteht einen Feuerwehrangehörigen besser, als ein Feuerwehrangehöriger?
Die Gründung des ENT-BB Im vergangenen Jahr wurden nun die zwischen der Feuerwehr, dem DRK und dem THW abgestimmten Rahmenrichtlinien für das Einsatzkräfte-Nachsorge-Team des Landkreises Böblingen (ENT-BB) unterschrieben. Sie regeln die Zusammenarbeit der einzelnen Organisationen wie auch die Notwendigkeit, sich im konkreten Bedarfsfall zunächst von Helfern der eigenen Organisation unterstützen zu lassen. Im Landkreis Böblingen hat man sich ganz bewusst für ein gemeinsames Vorgehen der BOS in diesem wichtigen Bereich der Einsatzkräftenachsorge entschieden – und dafür 2012 die „Helfende Hand“, den Förderpreis für das Ehrenamt im Bevölkerungsschutz, erhalten. Zur Mitarbeit wurden – entsprechend dem Slogan des Böblinger Kreisbrandmeisters Guido Plischek „Wir sind alle 112“ – auch die DLRG, die Johanniter, die Malteser und der Arbeiter-Samariter-Bund eingeladen. Seitens der Feuerwehren wurden Friedhelm Secker aus Böblingen als Leiter, Melanie Hövelmann aus Weil der Stadt als Obfrau und Andreas Bühler aus Waldenbuch als stellvertretender Obmann gewählt.
Nun kann der ENTBB Fahrt aufnehmen Das Angebot, die Wehren vor Ort zu besuchen und die Arbeit des „ENT-BB“ auch den Feuerwehrmitgliedern gezielt vorzustellen, wurde im Jahr 2016 entsprechend häufig genutzt. Zudem wurden von Seiten der Feuerwehr die ersten Einsätze geleistet und die Mitarbeit in der Truppmann- und Truppführer-Ausbildung in Anspruch genommen. Durch die Teilnahme an den Ausbildungen und die Besuche in den Wehren sollen „Prävention und vorbeugende Maßnahmen“ einen höheren Stellenwert bekommen. So wird beispielsweise die Frage „Wie gehe ich bzw. meine Wehr mit belastenden Einsatzsituationen um?“ gestellt und mit den Teilnehmern mögliche Antworten und Lösungen diskutiert.
In den letzten Jahren wird offener mit belastenden Einsatzsituationen umgegangen. Wenn durch vorab Informieren und Sensibilisieren der ENT-BB dann gar nicht mehr gebraucht wird, weil belastende Vorkommnisse in den Wehren selbst aufgefangen und angegangen werden, dann ist ein wichtiges Ziel erreicht! Die positive Resonanz auf die Besuche in den Wehren macht Mut, die Arbeit fortzusetzen und auszubauen. Mittelfristig angedacht ist, neben den jährlich vier Abstimmungs-Treffen, ein Fortbildungsangebot „Stressbearbeitung nach belastenden Einsätzen“.