17.05.2018 – „Hilfe für Helfer“: Symposium für Nachsorgekräfte
Am 17. Mai fand das 5. Symposium der Stiftung „Hilfe für Helfer“ parallel zur Rettmobil in Fulda statt. Schwerpunkt-Thema war „Ist innere Stärke trainierbar? – Vorbereitung auf die Krise“. Vier Teilnehmer des Einsatzkräfte-Nachsorgeteams des Landkreises Böblingen (ENT-BB) aus Feuerwehr und DRK nahmen an der Veranstaltung teil. Das Symposium begann mit einem Vortrag von Volker Harks vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zum Thema: „Die seelische PSA (Persönliche Schutzausrüstung) – belastende Einsätze wirksam verarbeiten“. Harks veranschaulichte den Begriff „Persönliche Schutzausrüstung“ über das Sinnbild „Ausrüstungsgegenstände“. Bei einer Befragung von Feuerwehrkräften hatten 51 Prozent angegeben, dass das schlimmste Ereignis ihres Lebens aus einem belastenden Einsatz hervorging. Auch auf Fragen wie „Was können Helfer selbst tun?“ und „Wie kann man die Thematik Ausbildungsverantwortlichen vermitteln?“ ging Hauks ein. Anhand der bekannten Checkliste der „Big Five einer optimalen Verarbeitung“ ging Hauks auf die Ansatzmöglichkeiten ein, die sich nach belastenden Einsätzen bieten.
Gaffer an der Einsatzstelle
In einem sehr reflektierten Vortrag „Gaffer an der Einsatzstelle – Was sind das für Typen?“ erläuterte Prof. Dr. Harald Karutz, Professor für Notfall- und Rettungsmanagement an der MSH Medical School Hamburg und Leiter des Notfallpädagogischen Instituts in Essen, wie sehr Menschen psychologischen Mechanismen folgen und dass Verbote und Strafen hier nichts ausrichten können. Biologische, individual- und sozialpsychologische Motive sowie weitere Variablen lassen Menschen oft so handeln, wie wir sie an den Einsatzstellen vorfinden. Karutz sagte, dass man Zuschauen hinnehmen und ggf. sogar gezielt erlauben sollte und Zuschauer auch einbinden könne. Je nach Ereignislage rät er dazu, das Zuschauen unattraktiv zu machen oder Zuschauer, z. B. bei Eigengefährdung, ganz zu entfernen.
Teambildung als Schutz
Im nächsten Referat sprach Erneli Martens, die Landesfeuerwehrpastorin aus Hamburg, zum Thema: „Ein starkes Team schützt – Vision oder Illusion!?“. Anhand erlebnispädagogischer Ansätze stellte sie Möglichkeiten zu Teambildung und Teamzusammenhalt dar. Sie erläuterte, wie eine Fehlerkultur erlernt werden kann und wie man dem Einzelnen, u. a. über das „Riemann-Thomann-Modell“ zur Ausprägung von Persönlichkeitstypen, aufzeigen kann, dass jeder gebraucht wird. Sicher zu wissen, dass man gebraucht wird, ist ein Garant der Arbeitsfähigkeit eines Teams, so Martens. Als konkretes Beispiel zeigte Martens, wie bei der Vorbereitung des G20-Gipfels in Hamburg eine Struktur für die PSNV-B (psychosoziale Notfallversorgung für Betroffene) bei Großschadenslagen zunächst projektiert und dann in den Regelbetrieb übernommen wurde. In Hamburg war die Vorgehensweise bisher nicht, wie in anderen Bundesländern, normativ geregelt. Dieser Ansatz ist interessant, weil er mehreren beteiligten Organisationen im Bedarfsfall, wie z. B. einem Massenanfall von Verletzten, eine klare Führungsstruktur vorgibt und hilft, auch eine größere Anzahl von Helfern gezielt zu koordinieren.
Im letzten Referat „Alle an einen Tisch“ ging Erneli Martens auf das bei der Feuerwehr vorhandene Zunftwissen des „gemeinsamen Kochens und Essens“ ein. Mit einem Auszug aus einem Psalm und einer „Tischgeschichte“ zeigte sie auf, wie eine Tischgemeinschaft auch in Kirchen und Familien zu einem Zusammenhalt führt und darum auch in der Krisenintervention als ein sinnvolles Instrument eingesetzt werden kann. „Alle an einen Tisch“ brauche Zeit, die aber gut eingesetzt sei und innere Stärke trainieren helfe!