01.04.2017 – Die Feuerwehren im Landkreis Böblingen wissen früher als anderenorts, wo die Entwicklung hingeht!
Der Kreisfeuerwehrverband Böblingen tagte am Samstag (1. April 2017) in der Renninger Stegwiesenhalle
Als „besonders innovativ und dynamisch“ sowie als „leuchtendes Beispiel für Nächstenhilfe“ lobten die Gastredner die Feuerwehren im Landkreis Böblingen bei deren Kreisverbands-Versammlung am 1. April in der Renninger Stegwiesenhalle. Die fast ausschließlich ehrenamtlich organisierten Feuerwehrangehörigen haben im letzten Jahr bei 6.326 Einsätzen 407 Menschenleben gerettet und Sachwerte in Millionenhöhe erhalten. Die Gastredner sagten den Freiwilligen Feuerwehren jegliche Unterstützung zu, um deren Leistungsfähigkeit nachhaltig zu sichern.
Im vergangenen Jahr haben mehr als 3.800 Feuerwehrangehörige in 26 Freiwilligen sowie vier Werkfeuerwehren Dienst geleistet – in den Einsatz- und Altersabteilungen sowie in den Jugendfeuerwehren. Diese Menschen erfüllen ehrenamtlich und nahezu unentgeltlich eine Pflichtaufgabe der Städte und Gemeinden zum Wohle und zum Schutz von über 380.000 Bewohnern des Landkreises sowie die zahlreichen kleinen, mittelständischen und großen Unternehmen. Und das an 365 Tagen im Jahr, rund um die Uhr. „Was Feuerwehrleute im Ernstfall leisten, ist einfach unglaublich“, betonte Landrat Roland Bernhard, der bei dem Holzgerlinger Großbrand im vergangenen Sommer live vor Ort dabei gewesen war. „Es war beeindruckend, mit welchem Engagement und mit welchem Mut Sie bei hochsommerlichen Temperaturen stundenlang gegen die Flammen gekämpft haben.“ Damit es angesichts des demografischen Wandels und der steigenden Anforderungen im Arbeitsleben nicht „brenzlig“ für die fast ausschließlich ehrenamtlich organisierten Feuerwehren werde, brauche man eine solide Nachwuchsarbeit sowie eine gezielte Lobbyarbeit bei den Arbeitgebern. Bund, Land, Landkreis und Kommunen müssten dieses unglaubliche Engagement der Feuerwehrange-hörigen „nicht nur in ihren Sonntagsreden loben, sondern an 365 Tagen im Jahr mit konkreten Maßnahmen der Wertschätzung würdigen.“ Er jedenfalls werde sein Möglichstes dazu beitragen, um das Ehrenamt zu stärken und zu fördern.
Ohne Ehrenamt wäre das Leben nicht Lebenswert.
Der Renninger Bürgermeister Wolfgang Faißt lobte die Feuerwehren als leuchtendes Beispiel für Nächstenhilfe. „Feuerwehrleute helfen anderen Menschen in Not und müssen dabei manchmal fast unerträgliches erleben“, sagte Faißt in seinem Grußwort. Smartphone, Computer und Fernseher bezeichnete das Renninger Stadtoberhaupt „als größte Gefahren unserer Zeit“, die bei Kindern und Jugendlichen nachweislich zu Schlafstörungen und Lernschwierigkeiten führen würden. Da sei es schön zu wissen, dass es im Landkreis eine hervorragende Jugendarbeit in den Jugendfeuerwehren gebe, in denen man die Heranwach-senden aus ihrer digitalen Scheinwelt heraushole und ihnen Werte wie Respekt und Verantwortung vermittle.
Die Feuerwehren im Landkreis sind innovativ und dynamisch
Willi Dongus, der Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbands Baden-Württemberg informierte die rund 300 anwesenden Feuerwehrleute sowie die Ehrengäste aus Politik, Verwaltung und aus den anderen Hilfsorganisationen über aktuelle Entwicklungen im Feuerwehrwesen. Dongus lobte die Innovationsbereitschaft und die Dynamik der Feuerwehren des Landkreises. „Bekanntlich stand die Wiege des bundesweiten Feuerwehrwesens im Südwesten. Der Motor der baden-württembergischen Feuerwehren jedoch war in den letzten 40 Jahren der Landkreis Böblingen.“ Die Feuerwehren im Landkreis Böblingen wüssten einfach früher als anderenorts, wo die Entwicklung hingehe – das habe auch der Präsident des Landesfeuerwehrverbands Baden-Württemberg, Dr. Frank Knödler, schon mehrfach betont. Auch Polizeidirektor Holger Janowsky vom Polizeipräsidium Ludwigsburg lobte in seinem Grußwort „die in allen Belangen und auf allen Ebenen hervorragende Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und Polizei.“
Der ehrenamtliche Feuerwehrdienst soll stärker gefördert werden.
Der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands Böblingen, Markus Priesching, wertete die große Liste der anwesenden Ehrengäste als Zeichen der enormen Wertschätzung für die Arbeit der Feuerwehr. Er beglückwünschte die Freiwillige Feuerwehr Renningen, die in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen feiern kann, und freut sich auf die zahlreichen Feuerwehr-Events, die aus diesem Anlass in der Rankbachstadt stattfinden werden.
Priesching zeichnete in seinem Bericht ein eindrucksvolles Bild von der Leistungsfähigkeit der Feuerwehren im Landkreis Böblingen. Der Verbandsvorsitzende sieht dabei die Personalgewinnung, aber auch die Personalbindung weiterhin als Schwerpunkt-Aufgaben des Kreisfeuerwehrverbands. Mit einer prosperierenden Jugendfeuerwehr könne man zuversichtlich in die Zukunft blicken. Ein Erfolgsmodell und Garant für großen Zulauf bei den sechs- bis zehnjährigen Kindern seien insbesondere die drei Kinderwehren im Landkreis. Zudem wolle man verstärkt auch Frauen für die ehrenamtliche Mitarbeit in den Feuerwehren begeistern. „Denn mit 121 Frauen haben wir bei insgesamt 2.639 Feuerwehr-Einsatzkräften noch dringenden Nachholbedarf“, betonte Priesching.
Einen Schwerpunkt seiner Verbandsarbeit sieht der Vorsitzenden außerdem bei der Förderung des Ehrenamts. „Wertschätzung, Lob und Anerkennung für die Ehrenamtlichen, aber auch die Entlastung der Führungskräfte ist elementar“, betonte Priesching. Denn nur mit einer besseren Förderung könne der ehrenamtliche Feuerwehrdienst langfristig gesichert werden. Viele Möglichkeiten der Anerkennung seien ohne großen finanziellen Aufwand machbar. Priesching ging in seinem Bericht auch auf die starken Jugendfeuerwehren, die innovative Ausbildung im Landkreis, die Feuerwehrmusik und den Feuerwehrsport sowie auf die Bedeutung der Altersgruppen ein.
In seinem Rückblick auf seine fünfjährige Amtszeit als Verbandsvorsitzender ging Priesching auf die Highlights wie den Festakt zum 100-jährigen Bestehen des Kreisverbands, die Entstehung der Chronik „Mit Tradition in die Zukunft“, das neue Logo und Erscheinungsbild sowie auf die erfolgreich ausgerichtete Landesverbandsversammlung im Jahr 2015 ein. Anschließend wurde der äußerst beliebte Vorsitzende von den anwesenden 120 Delegierten fast einstimmig in seinem Amt bestätigt.
Biela wird neuer Kreisjugendwart
Gewählt werden musste auch ein neuer Kreisjugendwart, der die Interessen der Jugend-feuerwehren im Landkreis Böblingen vertritt. Mit dem Grafenauer Gianluca Biela und seinem ebenfalls neu gewählten Stellvertreter Florian Oerthle aus Magstadt konnten zwei äußerst engagierte Nachfolger gefunden werden. Der bisherige Amtsinhaber, Oliver Zwölfer, gab sein Amt aufgrund einer beruflichen Neuorientierung ab. Zwölfer konnte in seinem letzten Bericht stolz auf stetig wachsende Mitgliederzahlen verweisen. „In den letzten Jahren kam bei den Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Böblingen ein Großteil des neuen Einsatzpersonals aus den Jugendfeuerwehren. Ein wichtiges Anliegen – das Heranführen von Jugendlichen an die Aufgaben der Feuerwehr – funktioniert hier also bestens.“, erläuterte der scheidende Kreisjugendwart. Allein im vergangenen Jahr seien 38 Jugendliche in die Einsatzabteilungen der Feuerwehr gewechselt. Was besonders wichtig ist, denn: Die Freiwilligen Feuerwehren brauchen zahlreiche Nachwuchskräfte, um den altersbedingten Schwund in der Einsatzabteilung der nächsten Jahre ausgleichen zu können.
Ehre, wem Ehre gebührt.
Mit dem Hinweis auf den „Hauptakt des heutigen Abends“ leitete Markus Priesching schließlich den Tagesordnungspunkt „Ehrungen“ ein. „Eine solche Ehrung tut gut und ist die verdiente Auszeichnung für die Arbeit, die über viele Jahre hinweg ehrenamtlich geleistet wird“, betonte der Böblinger Kreisver-bandsvorsitzende. Insgesamt 15 besonders verdiente Feuerwehrangehörige aus dem Landkreis Böblingen wurden bei der Kreisverbandsversammlung 2017 geehrt. Mit diesen Ehrungen soll der nicht hoch genug zu schätzende Dienst für die Allgemeinheit gewürdigt werden, den die ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen neben ihrem Beruf leisten. Das Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuz in Bronze wurde an Tobias Breining, Albert Dannecker, Gerald Jauß, Simon Mayer und Uwe Zoller verliehen. Die Ehrenmedaille in Silber des Landesfeuerwehrverbands Baden-Württemberg erhielten Roland Kissling, Albrecht Schill und Hartmut Wolf. Das Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber erhielten bei der KFV-Verbandsversammlung Andreas Dongus, Uwe Feiler, Rainer Just, Erhard Mohr und Klaus Schmid. Die Ehrenmedaille in Gold des Landesfeuerwehrverbands Baden Württemberg wurde an Andreas Bartholomä verliehen und mit dem Deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold erhielt Wolfgang Haug die höchste, verfügbare Auszeichnung.
Zudem wurden mit dem Renninger Bürgermeister Wolfgang Faißt und der stellvertretenden Leiterin des Leonberger Ordnungsamts zwei Persönlichkeiten mit der Ehrenmedaille des Landesfeuerwehrverbands Baden-Württemberg geehrt, die sich um das Feuerwehrwesen im Landkreis Böblingen besonders verdient gemacht haben.