26.07.2019 – Großbrand bei einem Baustoffhandel in Herrenberg
Am 26. Juli 2019 wurde der Integrierten Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst des Landkreises Böblingen ein Brand im Außenlager eines Baustoffhandels in Herrenberg gemeldet, der sich zum wohl größten Feuer der letzten Jahrzehnte in der Großen Kreisstadt Herrenberg (Landkreis Böblingen) entwickelt hat. Schon kurz nach dem Eintreffen der ersten Fahrzeuge war festzustellen, dass sich der Brand rasend schnell im Gebäude ausbreitet; er hat unter dem Strich einen Schaden in zweistelliger Millionenhöhe verursacht. Mehrere widrige Rahmenbedingungen erschwerten die Löscharbeiten zusätzlich. Rund 350 Einsatzkräfte von Feuerwehr, DRK, THW und Polizei waren viele Stunden lang im Einsatz.
Im Landkreis Böblingen, der in unmittelbarer Nähe zur Landeshauptstadt Stuttgart liegt, leben rund 400.000 Menschen in 26 Städten und Gemeinden. Bekannt ist der Landkreis Böblingen als florierender Wirtschaftsstandort mit innovationsstarken Betrieben. Über 2.700 Einsatzkräfte sind in den Feuerwehren des Landkreises fast ausschließlich ehrenamtlich engagiert.
Die Stadt Herrenberg mit rund 35.000 Einwohnern hat insgesamt acht Stadtteile. Die Freiwillige Feuerwehr Herrenberg ist mit rund 300 aktiven ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen und acht Abteilungen die größte Feuerwehr im Landkreis Böblingen. Die Feuerwehr Herrenberg wird pro Jahr zu rund 300 Einsätzen gerufen und ist entsprechend der örtlichen Gefahrenlage mit unter anderem hochtechnologischen Industriebetrieben gut ausgestattet und verfügt über 35 Einsatzfahrzeuge. Sie wird seit dem Jahr 2017 von einem hauptamtlichen Kommandanten sowie jeweils einem hauptamtlichen und einem ehrenamtlichen Stellvertreter geleitet. Darüber hinaus entlasten zwei feuerwehrtechnische Angestellte sowie ein Feuerwehr-Sachbearbeiter das Ehrenamt. Der Einsatzleiter vom Dienst (EvD) wurde im Jahr 2018 eingeführt und stellt die Funktion „Einsatzleiter“ an 365 Tagen im Jahr sowie rund um die Uhr sicher. Am Brandtag hatte der stellvertretende Herrenberger Abteilungskommandant Michael Kegreiß um 13:00 Uhr den Kommandowagen-EvD in Empfang genommen.
Die Wetterlage
Am Freitag, den 26. Juli 2019 zeigte sich das Wetter von seiner schönsten Sommerseite. Bei Windstille, Temperaturen über 30 Grad Celsius und klarem blauem Himmel herrschte im gesamten Stadtgebiet prächtiges Sommerwetter. Die heißen Temperaturen der vergangenen Tage und Wochen hatten landesweit zu einer großen Trockenheit geführt.
Das Brandobjekt
Das bekannte Fachhandelsunternehmen für Baustoffe befindet sich im Herrenberger Industriegebiet. Das Firmengelände liegt nur etwa 1,2 Kilometer entfernt vom Herrenberger Feuerwehrhaus. Bei dem Brandobjekt handelt es sich um ein zweistöckiges Bürogebäude mit angrenzendem überdachtem Lager sowie diversen Hochregalen im Hofgelände. Das Firmengelände mit rund 9.000 Quadratmetern Gesamtfläche wird von der südlichen Seite her über die höher gelegene Kalkofenstraße befahren. Das Grundstück verfügt über eine Ein- und eine Ausfahrt, wodurch der Liefer- und Abholverkehr im Einbahnstraßensystem geleitet wird. In nördlicher Richtung verläuft die Straße „Im Schießtäle“, worüber allerdings aufgrund der geografischen Lage (Höhenunterschied von etwa zehn Metern) keine Anfahrt an das Gebäude möglich ist. In unmittelbarer Nähe befinden sich zwei Lebensmittelmärkte sowie der nördliche Zentrale Omnibusbahnhof und ein großes P&R-Parkhaus. Das Schienennetz der Deutschen Bahn AG befindet sich ebenfalls nur etwa 50 Meter neben dem im Landkreis bekannten Baustoffhandel. Durch die Erweiterung von Wohnbebauung, Gewerbeflächen und dem nahegelegenen Schulzentrum Markweg sind um das Brandobjekt herum alle Flächen bebaut.
Alarmierung
Um 17:33 Uhr wurde durch die Integrierte Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst des Landkreises Böblingen der Brand im Außenlager eines Baustoffhandels in der Kalkofenstraße gemeldet. Da in der Kernstadt zu diesem Zeitpunkt durch verschiedene Bauvorhaben rund um das Feuerwehrhaus die Anfahrt erschwert war, wurde die Alarmierungs- und Ausrückeordnung immer wieder auf die aktuelle Verkehrssituation angepasst. So setzte sich der Löschzug am Alarmierungstag aus dem KdoW-EvD, dem ELW 1, der DL(A)K 23/12, dem TLF 24/50 der Kernstadt und einem TSF-W sowie einem LF 10 und einem LF 8/6 aus den Ortsteilwehren zusammen. Fast zeitgleich mit der Alarmierung klingelte das dienstliche Mobiltelefon des EvD. Der Herrenberger Oberbürgermeister Thomas Sprißler wollte sich informieren, woher denn die große Rauchwolke im Stadtgebiet aufsteige. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der diensthabende EvD bereits auf dem Weg von seinem Wohngebäude zum abgestellten KdoW-EvD. Aufgrund einer dichten Rauchwolke über der Stadt konnte man schon von weitem feststellen, dass es in der Kernstadt zu einem größeren Feuer gekommen sein muss. Eine Anfahrt auf Sicht war für die Einsatzkräfte gut möglich.
Einsatzverlauf
Als der EvD um 17:39 Uhr, also nur sechs Minuten nach der Alarmierung an der Einsatzstelle eintraf, standen bereits die im westlichen Bereich des Geländes aufgestellten Hochregallager im Vollbrand, die Flammen begannen zudem bereits auf die angrenzende Lagerhalle überzugreifen. Diverse, von Passanten in die sozialen Netzwerke eingestellten Videos zeigen, wie unmittelbar nach Eintreffen des EvD eine gewaltige Explosion die gesamte Nachbarschaft aufschrecken lässt. Auslöser dieser Explosion waren im unmittelbaren Bereich der Brandstelle gelagerte, leere Gasflaschen. Hochsommerliche Temperaturen sowie die Hitzeeinwirkung des Brandes ließen diese Gasbehälter nach und nach bersten. Diese Tatsache hat mutmaßliche auch dazu geführt, dass sich das Feuer nun rasend schnell weiter ausbreiten konnte: Die anrückenden Einsatzkräfte mussten mit ansehen, wie eine Propangasflasche nach der anderen explodierte und sich das Schadenfeuer in Richtung des angrenzenden Verwaltungsgebäudes entwickelte.
Aus diesem Grund forderte der EvD nach der ersten Erkundung umgehend um 17:42 Uhr weitere Löschfahrzeuge an und erhöhte die Brandstufe auf 3Bi DL (Brand der Stufe 3 innerorts mit Drehleiter). Dies hatte zudem zur Folge, dass der AB Atemschutz aus Sindelfingen sowie der ELW2 des Landkreises sowie dessen Führungsgruppe alarmiert worden sind. Außerdem wurde die interne Führungsgruppe der Feuerwehr Herrenberg zur Einsatzstelle gerufen.
Bereits um 17:49 Uhr musste an die Integrierte Leitstelle der Vollbrand der Lagerhalle gemeldet werden. Schnell wurde deshalb die Gesamtwehr Herrenberg alarmiert. Zu diesem Zeitpunkt gingen aufgrund der weit über das Stadtgebiet hinaus sichtbaren Rauchwolke unzählige Notrufe bei der Integrierten Leitstelle in Böblingen ein. Auch der Herrenberger Feuerwehrkommandant Jürgen Vogt traf nur wenige Minuten nach dem ersten Alarmeingang an der brennenden Lagerhalle ein und übernahm nach der Lageeinweisung durch den EvD um 17:51 Uhr die Einsatzleitung.
Mittlerweile waren schon diverse Einsatzmittel an der Einsatzstelle eingetroffen
Das TSF-W der Abteilung Affstätt sowie das LF 10 der Abteilung Haslach stellten sich westlich des Brandobjektes auf und begannen umgehend mit der Brandbekämpfung. Aufgrund der Thermik und der damit verbundenen Abzugsrichtung des Rauches sowie der enormen Hitze, welche vom Feuer ausging mussten beide Fahrzeuge allerdings kurz nach der Ankunft ihre Standorte weiter nach hinten verlagern.
Die 2018 neu beschaffte Drehleiter sowie das LF20, das TLF 24/50 und ein LF 8/6 begannen umgehend mit den ersten Löschmaßnahmen von der südlichen und östlichen Seite des Gebäudes. Mit einem massiven Aufgebot versuchte man, das Bürogebäude durch eine Riegelstellung zur angrenzenden Lagerhalle vor einem Übergreifen der Flammen zu schützen. Neben drei Wasserwerfern waren außerdem sechs B- sowie sechs C-Rohre im Einsatz. Es wurden die ersten beiden Einsatzabschnitte (Ost und West) gebildet.
Obwohl sich bereits zahlreiche weitere Feuerwehrfahrzeuge auf der Anfahrt befanden, ließ der Herrenberger Kommandant und Einsatzleiter weitere Drehleitern zur Einsatzstelle rufen: Die Drehleitern der Feuerwehren aus Nagold und Böblingen sowie der Gelenkmast der Feuerwehr Ehningen wurden alarmiert und trafen bereits kurze Zeit später an der Einsatzstelle ein. Während der Gelenkmast aus Ehningen zur Sicherung des Brandschutzes in das Feuerwehrhaus Herrenberg beordert wurde, verblieb die DLK der Feuerwehr Böblingen im Bereitstellungsraum. Das Drehleiterfahrzeug aus Nagold wurde nördlich des Brandobjektes aufgestellt, um von dort aus gemeinsam mit dem HLF 16 der Abteilung Gültstein die Brandbekämpfung aufzunehmen. Im weiteren Einsatzverlauf wurde in diesem Bereich noch das TLF 24/50 aus Nagold stationiert, um die Wasserversorgung für die Drehleiter sicher zu stellen.
Nachdem der ELW2 des Landkreises Böblingen in Stellung gebracht worden war, konnte die Führungsgruppe umgehend ihre Arbeit aufnehmen und den Einsatzleiter unterstützen. Von nun an ging es Schlag auf Schlag: Bereits um 18:22 Uhr fand die erste Lagebesprechung am ELW2 statt. An der Brandstelle konnte ein Übergreifen der Flammen auf das Bürogebäude nicht mehr verhindert werden. Um 18:30 Uhr musste die Einsatzleitung den Vollbrand des gesamten Gebäudekomplexes an die Leitstelle melden. Bei der zweiten Lagebesprechung um 19:00 Uhr waren sogar der Erste Landesbeamte des Landkreises Böblingen, Martin Wuttke sowie der Herrenberger Oberbürgermeister, Thomas Sprißler anwesend.
Bis zu diesem Zeitpunkt waren inzwischen fünf Einsatzabschnitte gebildet worden: Die Einsatzabschnitte 1 und 2 übernahmen die Brandbekämpfung im östlichen und im westlichen Teil der Kalkofenstraße, der Abschnitt 3 war im nördlichen Teil „Im Schießtäle“ zur Brandbekämpfung eingeteilt. Der Einsatzabschnitt 4 organisierte den Bereitstellungsraum auf dem nahegelegenen Parkplatz eines Lebensmittelmarkes. Der Einsatzabschnitt 5 widmete sich der weiteren Umgebung des Brandobjektes. Wie bereits erwähnt, herrschte im Sommer 2019 eine große Trockenheit und es musste – ausgelöst durch umherfliegende Funken und Brandrückstände des Großbrandes – schon bald auch der Brand eines nahegelegenen Bahndammes bekämpft werden. Umgehend wurde das LF 10 der Abteilung Oberjesingen dem Einsatzabschnitt 5 zugeordnet und nach Sperrung der Bahnstrecke die Brandbekämpfung und Kühlung des Bahndammes eingeleitet. Die Wasserversorgung für diesen Abschnitt erfolgte aus der Bahnhofstraße und verlief über die Bahngleise. Während der Löscharbeiten wurde zudem festgestellt, dass der Rauch in Richtung eines am Bahnhof gelegenen Pflegeheimes zog. Die Pflegedienstleitung wurde durch die Polizei gewarnt und daraufhin die offenen Fenster und Türen geschlossen.
Für die Aufgabenschwerpunkte Wasserversorgung, Schadstoffmessung, Verpflegung der Einsatzkräfte sowie für die Pressearbeit wurden schließlich weitere Einsatzabschnitte gebildet. Besonders die Verpflegung der Einsatzkräfte war an diesem heißen Sommertag elementar; sie erfolgte in vorbildlicher Weise durch die vor Ort befindlichen Einheiten des Deutschen Roten Kreuzes auf dem Gelände eines benachbarten Verbrauchermarktes. Zudem wurde den Einsatzkräften aufgrund der hochsommerlichen Hitze soweit wie möglich Marscherleichterung erteilt.
Schwierigkeiten bei der Brandbekämpfung
Der in voller Ausdehnung brennende Baustoffhandel und mehrere widrige Rahmenbedingungen beschäftigten die Feuerwehr-Einsatzkräfte enorm. Beispielsweise konnte der Brand im südlichen Bereich des Gebäudes nur schlecht bekämpft werden, da das Gebäude durch eine Metall-Außenhaut nicht zugänglich war. Die Wurfweite der Strahlrohre der nördlich des Gebäudes positionierten Kräfte dagegen reichte leider nicht bis in die komplette Tiefe des Gebäudes. Zudem mussten diese Kräfte vorsorglich Abstand zum Vordach des Lagers halten, da der alarmierte Baustatiker Bedenken äußerte, ob das Gebäude der Hitzeeinwirkung standhalten wird. Die Einsatzleitung entschloss sich deshalb, eine Abrissfirma mit Bagger an die Einsatzstelle zu beordern.
Mithilfe des angerückten Abrissbaggers samt Einreißhaken konnte schließlich die südliche Hallenseite geöffnet und weitere Löschmaßnahmen eingeleitet werden. Um an die Glutnester der angehäuften Baustoffe zu kommen, wurden diese ebenfalls mit Hilfe des Baggers auseinandergezogen und verteilt. Den eingesetzten Strahlrohren wurde eine kleine Menge des Sonderlöschmittels F500 zugemischt, um eine bessere Kühlung und Löschwirkung zu erzielen. Diese Maßnahmen zeigten Erfolg und man konnte gegen 20.30 Uhr an die Leitstelle „Feuer unter Kontrolle“ melden. Ebenso konnte die nahegelegene Bahnstrecke wieder freigegeben werden.
Gegen 21.30 Uhr rutschte im nördlichen Bereich des Firmengeländes auf einer Breite von etwa 20 Metern plötzlich der Hang ab. Dieser war vermutlich aufgrund der enormen Löschwassermengen dermaßen aufgeweicht, dass er dem Druck nicht mehr Stand halten konnte. Glücklicherweise wurden durch diesen Zwischenfall keine Personen verletzt oder Geräte beschädigt.
Bereits im frühen Einsatzverlauf war ein Sammelplatz für die Atemschutzgeräteträger geschaffen worden. Dieser wurde zuerst am Zentralen Omnibusbahnhof eingerichtet, im weiteren Verlauf des Einsatzes jedoch in eine offene Tiefgarage gegenüber der Brandstelle verlegt. So waren die Atemschutzgeräteträger vor der extremen Hitze geschützt und konnten sich an einem kühlen Ort erholen. Im Verlauf des Einsatzes wurde auch die Verpflegungsstation des DRK an diesen Platz verlegt. Zeitweise waren dem Sammelpunkt und dem damit verbundenen Abschnitt 20 Atemschutztrupps zugeteilt.
Im Obergeschoss des Bürotraktes wurde nach und nach mehrere Trupps unter Atemschutz zum Löschen der restlichen Flammen und Glutnester eingesetzt. Da der Bürotrakt im südlichen Bereich an die höher gelegene Kalkofenstraße angebaut ist, konnte man einen gefahrlosen Zugang zum Bürotrakt über eine kleine Rettungstreppe schaffen.
Gegen 22.00 Uhr kam ein heftiger Wind auf und es kündigte sich ein starkes Sommergewitter an. Um ein Risiko durch Blitzschlag zu vermeiden, wurde die Drehleiter vorsorglich zurückgebaut. Zudem wurde die Fahrtroute des Gerätewagens Messtechnik der veränderten Windrichtung angepasst. Vorsichtshalber wurden diverse Gully-Deckel abgedichtet, um eventuell kontaminiertes Löschwasser aus der Kanalisation fernhalten zu können.
Um 23.16 Uhr wurde der Brand auf die Gefahrenstufe „2 BI“ zurückgestuft. Schon zuvor hatte man mehrere Löschfahrzeuge aus dem Einsatz herausgelöst. Der ELW2 des Landkreises verließ gegen 00:20 Uhr die Einsatzstelle und übergab die Einsatzleitung an den ELW1 aus Herrenberg. Zu diesem Zeitpunkt war man nur noch mit Nachlöscharbeiten beschäftigt.
Da die Nachlöscharbeiten in der Lagerhalle nicht die gewünschte Wirkung zeigten, forderte man um 02.27 Uhr nochmals den Abrissbagger an, um das brennende Material zu verteilen. Dieser traf gut eine Stunde später wieder am Brandobjekt ein. Nachdem die Kriminalpolizei Bilder gemacht und Beweise gesichert hatte, konnte der Teilabriss der Lagerhalle bzw. der Regale erfolgen. Ein C-Rohr war hierbei immer im Einsatz. Erst gegen 05:25 Uhr zeigten die Nachlöschmaßnahmen Wirkung und die Rauchentwicklung ließ deutlich nach. Erst am späten Samstagvormittag um 10:00 Uhr konnte man an die Leitstelle „Feuer aus“ melden. Bis zum Abend mussten noch kleinere Glutnester abgelöscht werden, sodass erst gegen 19 Uhr die letzten Einsatzfahrzeuge die Brandstelle verlassen konnten.
Bevölkerungs- und Umweltschutz
Aufgrund der enormen Rauchentwicklung wurde schon gegen 18:27 Uhr der Gerätewagen Messtechnik aus Herrenberg auf Messfahrt geschickt. Wie im Landkreis Böblingen bei Bränden dieser Kategorie üblich, beobachtete das Team des Messwagens die Abzugsrichtung des Rauches und nahm an verschiedenen Stellen Messungen vor. Zusätzlich wurde über verschiedene Kanäle wie Radio sowie die WarnApps wie KatWarn und NINA die Bevölkerung gebeten, Türen und Fenster geschlossen zu halten und die Polizei machte entsprechende Durchsagen im nahegelegenen Wohngebiet.
Ein Vertreter der Kläranlage und die Umweltrufbereitschaft des Landkreises wurde zur Einsatzstelle gerufen. Da kurzzeitig nicht klar war, welchen Weg das Wasser in Richtung Kläranlage nehmen würde und wie es sich auf die Ammerquelle bzw. den Aischbach auswirken würde, wurden Wasserproben gezogen. Da die Proben keine Auffälligkeiten aufwiesen, konnte davon ausgegangen werden, dass das Löschwasser seinen geregelten Weg in die Kläranlage nehmen würde.
Da in umliegenden Grundstücken Aschereste und verkohlte Brandrückstände gefunden wurden, sperrte die Stadtverwaltung Herrenberg zu Beginn der darauffolgenden Woche einige Sandflächen auf Spielplätzen und Kindergärten. Die Auswertung von Messungen durch ein unabhängiges Institut ergaben allerdings keine auffälligen Ergebnisse. Die Bevölkerung wurde indes über eine Pressemitteilung informiert, wie sie mit Brandrückständen umgehen soll.
Nachbetrachtung
Eine solch rasante Brandausbreitung, wie sie beim Brand des Baustoffhandels in Herrenberg erfolgte, ist auch für langjährige Feuerwehrleute selten zu sehen. Aufgrund der enormen Brandlast verbunden mit der langanhaltenden Sommerhitze sowie die explodierenden Gasflaschen begünstigten dieses Großfeuer. Als Brandursache ermittelt die zuständige Kriminalpolizei in Richtung Brandstiftung. Der Sachschaden summierte sich auf mehrere Millionen Euro. Mehr als 250 Feuerwehrangehörige waren ebenso im Einsatz wie zahlreiche Einheiten des DRK, des THW, der Polizei sowie Vertreter des Landratsamtes und der Stadtverwaltung. Das Zusammenspiel der verschiedenen Blaulichtorganisationen funktionierte reibungslos. Die Mitglieder der Führungsgruppe Herrenberg fanden sehr schnell ihren Platz in den Reihen des ELW2 und unterstützten die Arbeit der Führungsgruppe hervorragend. Die neu gebaute Atemschutzwerkstatt mit ihrer Schwarz-/Weißtrennung sollte zwar erst später in Betrieb genommen werden, bestand den Härtetest aber auf Anhieb. Auch diese Investition hat sich also gelohnt und als sinnvoll erwiesen.
Vermutlich aufgrund des bevorstehenden Wochenendes waren sehr schnell sehr viele ehrenamtliche Hilfskräfte vor Ort: Bereits nach zehn Minuten waren 30 Feuerwehrangehörige am Einsatzort. Nach 15 Minuten konnten schon 42 und nach 16 Minuten bereits 59 Mitglieder der Feuerwehr Herrenberg an der Einsatzstelle gezählt werden. Trotz des Alarms für die Gesamtwehr Herrenberg wurde der Grundschutz nie außer Acht gelassen. So war stets ein Löschzug, teils zusammengestellt aus Fahrzeugen der umliegenden Gemeinden im Gerätehaus Herrenberg in Bereitschaft und hätte bei weiteren Einsätzen umgehend Hilfe leisten können.