14.10.2017 – Katastrophenschutzübung „Heißer Süden“
Am 14. Oktober fand die Katastrophenschutzübung „Heißer Süden“ statt, in die neben dem Landkreis Böblingen auch die Landkreise Tübingen, Esslingen und Reutlingen involviert waren. Unterstützend nahmen außerdem die Landkreise Ravensburg, Ulm, Zollernalb und Bodensee teil. Die Feuerwehren des Landkreises Böblingen selbst waren an zwei Einsatzstellen und dem Führungsstab mit insgesamt 62 (49+13) Fahrzeugen und 337 (237+65+35) Einsatzkräften beteiligt. Die Vorbereitungen zogen sich über mehrere Monate hin und waren auch im Landkreis Böblingen nur durch den Einsatz eines großen Vorbereitungsteams unter der Leitung von Kreisbrandmeister Guido Plischek zu bewältigen.
Die Durchführung von Katastrophenschutzübungen hat vor dem Hintergrund zunehmender Naturkatastrophen und anderer Gefahren hohe Priorität. Um die jederzeitige Einsatzbereitschaft sicherzustellen, ist zu gewährleisten, dass alle Stadt- und Landkreise regelmäßig Übungen durchführen. Gemäß § 2 Abs. 1 Nr. 7 LKatSG haben die Katastrophenschutzbehörden als vorbereitende Maßnahmen regelmäßige Übungen unter einheitlicher Führung der Katastrophenschutzbehörde und Hinzuziehung der Träger der Katastrophenhilfe der im Katastrophenschutz Mitwirkenden, von Angehörigen der Berufe des Gesundheitswesens sowie von Betreibern von Anlagen mit besonderem Gefahrenpotenzial durchzuführen.
Die Vorbereitungsphase Erstmals wurde durch KBM Plischek ein für den Landkreis Böblingen neues Vorbereitungsprozedere eingeführt. Ziel war es, die Feuerwehren eigenverantwortlich in komplexe Planungen mit einzubeziehen und diese auch von Beginn an selbst gestalten zu lassen. Zudem galt es, die Wehren noch enger miteinander zu vernetzen, das gegenseitige Verständnis füreinander weiter zu stärken, die in den einzelnen Wehren vorhandenen Wissensressourcen zu nutzen und letztlich über ein gemeinsames „Big Picture“ am Ende auch nutzbare Erkenntnisse für eine konkrete und umsetzbare Planung zu erhalten. Ohnehin war das bisher übliche Verfahren, Übungen dieser Größenordnung aus dem Landratsamt heraus vorzugeben, nicht nur überholt, sondern es musste schlichtweg aufgrund der personellen Situation und der extrem kurzen Vorbereitungszeit dringend geändert werden. Die Stabsstelle bekam erst unmittelbar vor dem Jahreswechsel inoffiziell Kenntnis von Umfang und Durchführungszeitraum, der nur zehn Monate später avisiert war. Ein Planungszeitraum, der für eine gewinnbringende und fachlich richtige Planung bei zwei so großen Szenarien bei weitem nicht ausgereicht hätte.
Zusätzlich befindet sich auch der Führungsstab des Landkreises Böblingen derzeit im Neuaufbau. Ein Projekt, das einschließlich personeller und technischer Erneuerung auf einen Zeitraum von eigentlich vier bis fünf Jahren angelegt ist. Auch diese „Baustelle“ musste somit gemäß Vorgabe der übergeordneten Stellen nun sehr kurzfristig handlungsfähig gestaltet werden.
Zu guter letzt erging ebenfalls zusätzlich der Auftrag an die Stabsstelle Bevölkerungsschutz und Feuerwehrwesen, die gesamte Kommunikation aller beteiligten Kreise konzeptionell zu gestalten und technisch umzusetzen. Dies allein war bereits eine riesige und in Anbetracht des Übungsgebietes und der dort bekannten eher dürftigen Kommunikationsmöglichkeiten eine nicht ganz leichte, um nicht zu sagen, eine eher problematische Aufgabe. Dieser nahm sich der im Landkreis für LuK zuständige Spezialist Martin Lange aber begeistert und sehr erfolgreich an. Unterstützt wurde er hierbei von Thomas Feuchter, der in diesem Bereich ebenfalls über ein umfassendes Spezialwissen verfügt. Es zeigte sich, dass dies die ideale Kombination für diesen schwierigen Aufgabenbereich gewesen ist.
Zum Einstieg in die Übung initiierte KBM Plischek eine Kick-Off-Veranstaltung, an der neben den örtlich unmittelbar beteiligten Feuerwehren auch das THW und das DRK teilnahmen. Hier wurden die Grundaufgabe und das Übungsziel skizziert. Anschließend fand in den beiden Arbeitsgruppen, die den beiden Einsatzabschnitten entsprachen, ein erstes Brainstorming statt, in denen u.a. erste mögliche Problemstellungen erkannt wurden. Es wurde vereinbart, dass die Gruppen eigenverantwortlich die jeweilige Aufgabenstellung gedanklich so abarbeiten, dass genaue Zuständigkeiten herausgefiltert werden und damit klar wird, wer welche Fragestellung zu klären hat. Welche Probleme also von den Gruppen selbst und welche Fragen seitens der Stabsstelle geklärt werden müssen. Als jeweiliger Ansprechpartner wurden die Teamleader benannt. Die Herstellung der Arbeitsfähigkeit des Führungsstabes oblag im Rahmen der originären Zuständigkeit dem Landratsamt und damit dem KBM. Als positiv erwies sich hier, dass man im Kreis Böblingen mit Dominik Gißler einen ausgewiesenen Fachmann auf dem Gebiet der Stabsarbeit an seiner Seite hat. Gißler, der der FF Ehningen angehört, plante und organisierte hier wichtige und wertvolle Fortbildungen und stellte gemeinsam mit KBM Plischek sehr kurzfristig ein umsetzbares Konzept für einen handlungsfähigen Stab auf.
Im Bereich der Gesamtkommunikation knüpfte das Duo Lange/Feuchter Verbindungen zum THW und den dort verorteten überörtlichen Weitverkehrstrupps. Hier konnte dann gemeinsam mit den Verantwortlichen des THW eine für die Übung funktionierende Lösung der problematischen Kommunikationssituation im Schönbuchgebiet gefunden werden. Übungsszenario „Heißer Süden“ Die Übung „Heißer Süden 2017“ bestand aus einer Stabsrahmen- und einer Vollübung. Die Durchführung des Vollübungsanteils wurde im Landkreis Böblingen in zwei Einsatzstellen unterteilt: Einen Waldbrand im Naturpark Schönbuch sowie einem Verkehrsunfall mit MANV50-Lage auf der BAB 81. Bei beiden Großereignissen kamen eine Vielzahl von Einsatzkräften mit entsprechenden Großfahrzeugen, „Verletzen“ und Übungsbeobachtern zum Einsatz. Parallel hierzu wurden für die akkreditierten Pressevertreter sowie Vertreter der Kommunal- und Landespolitik „VIP-Touren“ durchgeführt. Im Einsatzabschnitt Waldbrand waren allein über 60 Fahrzeuge und über 200 Einsatzkräfte der Feuerwehren eingesetzt.
Hinzu kamen noch beträchtliche Kräfte des THW. Auch zwei Wasserförderzüge aus den Kreisen Hohenlohe und Ulm kamen hier zum Einsatz. Bei der MANV50-Lage auf der BAB 81, Anschlussstelle Gärtringen, in die ein umgekippter Bus und mehrere Kleinfahrzeuge mit ca. 50 verletzte Personen verwickelt waren, wurden 13 Feuerwehrfahrzeugen mit über 60 Einsatzkräften eingesetzt. Zusätzlich waren auch das DRK, der Bundesverband Rettungshunde und die DRK Hundestaffel an dieser Übungslage beteiligt. Die Stabsrahmenübung fand in der Sindelfinger Feuerwache statt. Außergewöhnliche Wetterlage als Ausgangspunkt Extreme Hitze beherrscht seit Tagen die Bundesrepublik Deutschland. Schon morgens um 6 Uhr werden bis zu 26°C gemessen. Die anhaltende Trockenheit tut ihr Übriges, die Folgen der Hitzeperiode sind dramatisch: In Teilen Deutschlands kämpfen die Rettungskräfte bereits gegen Waldbrände, viele Menschen sind infolge der Hitze verstorben. Bei mehreren tausend Personen haben sich hitzebedingte Erkrankungsmuster eingestellt, die Krankenhäuser sind überfüllt. Auf den Straßen bilden sich Blow-Ups, die zu zahlreichen Unfällen führen. Trotz dieses eher sommerlichen Szenarios wurde der Übungstermin bewusst im Oktober gewählt, damit das Wild, der Wald und dessen Besucher möglichst wenig beeinträchtigt werden.
Im Folgenden werden zur besseren Übersichtlichkeit die beiden Einsatzabschnitte „Waldbrand“, „MANV 50“ sowie die Stabsrahmenübung einzeln betrachtet. Übung des Führungsstabs des Landkreises Böblingen in der Feuerwache Sindelfingen Bereits um 6:30 Uhr traf sich der Führungsstab des Landkreises Böblingen in den Räumen der Sindelfinger Feuerwache. Hier wurde ebenfalls die Fernmeldebetriebsstelle eingerichtet. Die Stabsstellen S1 bis S6 wurden mit je ein bis drei Personen abgebildet. Dazu kamen Boten und unterstützende Kräfte, so dass in Sindelfingen 35 Personen tätig waren. Der Stab wurde von Kreisbrandmeister Guido Plischek geführt. Die Besonderheit für die Stabsmitglieder stellte das parallel stattfindende Stabstraining dar: Sicherheitsingenieur Dominic Gißler (M.Sc.) begleitete nicht nur die Stabsübung, sondern gestaltete sie auch moderierend und coachend mit. Strukturiertes Vorgehen und die Vermittlung von Arbeitstechniken kombiniert mit direktem Feedback standen im Mittelpunkt dieses Stabstrainings.
Um 7 Uhr konnte der Stab seine Arbeit aufnehmen, nachdem die umfangreiche Technik im Stabsraum und die Fernmeldebetriebsstelle in Betrieb gegangen waren. Lagebesprechungen zu jeder vollen Stunde wurden festgelegt, ebenso die Reihenfolge der Meldungen der jeweiligen Stabsstelle. Neben Kräften der Feuerwehr waren ebenso Vertreter des THW, der Polizeidirektion Ludwigsburg sowie der Rettungsdienste in den Führungsstab involviert. Da die Einsatzstellen im Schönbuch und der BAB 81 über entsprechende Technik in den ELW vor Ort verfügten, konnten Lagemeldungen mit entsprechendem Bildmaterial an den Stab übermittelt werden. Die Aufbereitung durch die Stabstelle S2 und die Übergabe der Informationen an die übrigen Stabsstellen funktionierte reibungslos. Lediglich der Zeitverlust bei der Übermittlung der Lagemeldungen in den Stab stellte sich kurzzeitig als schwierig dar. Während der Katastrophenschutzübung wäre der Stab auch für alle weiteren Einsätze ab einer Stufe 2bi, die sich im Landkreis ereignet hätten, verantwortlich gewesen. Glücklicherweise kam es bis zum Ende der Übung um 13 Uhr zu keinem Parallelereignis. Nur eine reale Lagemeldung aus dem Landkreis Esslingen sorgte kurzzeitig für etwas Aufregung: Der zum Wasserabwurf eingesetzte Hubschrauber CH53 hatte beim Abwurf seiner fünf Kubikmeter Wasser einen Schaden verursacht und es war zunächst nicht klar, ob es sich hierbei um einen Personenschaden oder Sachschaden handelte. Überlegungen, den auch für den Schönbuch geplanten Wasserabwurf aus Sicherheitsgründen abzusagen, konnten nach Rücksprache mit der Leitstelle in Esslingen jedoch wieder verworfen werden, da es lediglich zu einem leichten Sachschaden an einem Feuerwehrfahrzeug gekommen war.
Mehr als 8,5 Kilometer verlegte Schläuche im Naturpark Schönbuch
Eine über 8,5 Kilometer lange Schlauchleitung, ein Pendelverkehr bei dem pro Runde über 90.000 Liter Löschwasser transportiert wurden, 49 Fahrzeuge mit 237 Einsatzkräften von Feuerwehr und THW, darunter auch überörtliche Kräfte aus dem Landkreis Hohenlohe und dem Stadtkreis Ulm, sowie Landwirte mit Vakuumfässern und ein Hubschrauber der Bundeswehr mit einem Löschwasserbehälter von 5.000 Litern, so die Bilanz des Übungsabschnitts Waldbrand im Landkreis Böblingen. Das angenommene Szenario für diesen Übungsabschnitt war ein Waldbrand auf einer Waldwiese am Wolfsberg im Naturpark Schönbuch. Um die Situation so wirklichkeitsnah wie möglich darzustellen, war vor Übungsbeginn an der Brandstelle ein Realfeuer entzündet worden. Zu Beginn der Übung um 8.30 Uhr wurde dann die Feuerwehr mit dem Einsatzstichwort 2 BA (Brand außerorts der Stufe 2) in den Naturpark Schönbuch alarmiert. Ein Löschzug, bestehend aus sechs Fahrzeugen mit 34 Einsatzkräften, rückte daraufhin zu der Einsatzstelle am Wolfsberg aus und sah sich dort einem größeren Feuer gegenüber. Daher wurde unverzüglich mit den ersten Brandbekämpfungsmaßnahmen begonnen. Ebenso wurde aufgrund der Trockenheit und der befürchteten Brandausbreitung sofort die Alarmstufe erhöht und weitere Unterstützung nachalarmiert. Als erste Wasserreserve für die Löschmaßnahmen wurden ein Wechselladerfahrzeug mit Abrollbehälter Wasser/Sonderlöschmittel und ein Tanklöschfahrzeug direkt an die Einsatzstelle beordert, um mit dem mitgeführten Löschwasser von zusammen über 10.000 Litern die aufgebauten Löschwasserbehälter zu befüllen. Anschließend fuhren die beiden Fahrzeuge zum Waldfriedhof Herrenberg, um dort den Löschwasservorrat wieder aufzufüllen und eine Wasserentnahmestelle einzurichten.
In der Zwischenzeit wurde am Waldfriedhof Herrenberg mit dem ELW2, einem Wechselladerfahrzeug mit Abrollbehälter Aufenthalt und der Führungsgruppe des Landkreises Böblingen die Einsatzleitung sowie die notwendige Führungsstruktur eingerichtet. Kurz darauf konnte dann bereits elektronisch die erste Lagemeldung mit Bildern von der Brandstelle an den Führungsstab in die Feuerwache Sindelfingen übermittelt werden. Zur Eindämmung des Feuers übernahm ein weiterer Löschzug, bestehend aus fünf Fahrzeugen mit 36 Einsatzkräften, die Brandbekämpfung im Wald. Für die Wasserversorgung wurden zwei jeweils etwa 1,6 Kilometer lange Schlauchleitungen von der Brandstelle zur Übergabestelle mit aufgebauten Löschwasserbehältern verlegt. Diese Behälter wurden dann im Pendelverkehr über zwei Routen von Fahrzeugen der Feuerwehr und landwirtschaftlichen Fahrzeugen gefüllt.
Die erste Route mit ca. acht Kilometern führte die Feuerwehrfahrzeuge von der Wasserentnahme am Waldfriedhof Herrenberg zur Übergabestelle im Wald. Die Landwirte mit Vakuumfässern fuhren bei der zweiten Route ca. 16 Kilometer von der Wasserentnahme am Freibad in Hildrizhausen zur Übergabestelle im Wald. Währenddessen wurde gemeldet, dass die Wasserabgabe an der Brandstelle zu hoch sei. Um das zu kompensieren, wurde die direkte Anfahrt von Tanklöschfahrzeugen an die Einsatzstelle überprüft. Da sich in der Zwischenzeit aber zeigte, dass das geplante Löschwasserkonzept so ausreicht, musste diese Überlegung nicht umgesetzt werden. Zudem musste unerwartet beim Aufbau der Wasserversorgung die Feuerlöschpumpe eines Feuerwehrfahrzeugs aufgrund eines Ausfalls kurzfristig durch eine Tragkraftspritze ersetzt werden. Durch eine weitere Lagemeldung von der Brandstelle erreichte die Einsatzleitung dann die Information, dass das Feuer außer Kontrolle sei. Als Reaktion darauf wurden über den Führungsstab des Landkreises Böblingen weitere überörtliche Einsatzkräfte aus anderen Land- und Stadtkreisen angefordert. Von diesen wurde dann im weiteren Übungsverlauf durch Schlauchleitungen eine Wasserversorgung vom Sommertalweiher zur Brandstelle aufgebaut. Dabei kam auch das Holland Fire System zum Einsatz, das vom Land Baden-Württemberg für den Bevölkerungsschutz beschafft wurde und unter anderem bei der Feuerwehr Ulm stationiert ist. Die Förderleistung dieses Systems beträgt bis zu 8.000 Liter in der Minute.
Nachdem die aufgebaute Wasserversorgung stabil war, konnte der Pendelverkehr nach und nach ausgelöst werden. Gegen 12.25 Uhr wurde der Einsatzleitung gemeldet, dass das Feuer unter Kontrolle sei. Daher wurde von Einsatzleiter Markus Priesching, dem Kommandanten der Feuerwehr Gärtringen und Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbandes Böblingen, um 12.35 Uhr das Übungsende verkündet. Anschließend konnte der zeitaufwändige Rückbau des eingesetzten Materials erfolgen. Das Dröhnen des Bundeswehrhubschraubers, Typ Sikorsky CH 53, kündigte dann den krönenden Abschluss der Übung an: Der Hubschrauber ließ 5.000 Liter aus dem angehängten Löschwasserbehälter über der Brandstelle ab. Während der Übung war es leider auch zu einem tatsächlichen Notfall gekommen. Eine Wespe hatte einen Allergiker gestochen. Dieser musste vom Rettungsdienst versorgt werden. In den Übungsabschnitt Waldbrand waren Landwirte aus Altdorf, Hildrizhausen und Renningen, der Bauhof Altdorf, das THW Böblingen, die überörtlichen Feuerwehren aus Bretzfeld, Krautheim, Öhringen und Ulm sowie die Feuerwehren des Landkreises Böblingen aus Aidlingen, Altdorf, Bondorf, Böblingen, Ehningen, Gärtringen, Grafenau, Hildrizhausen, Holzgerlingen, Herrenberg, Jettingen, Leonberg, Magstadt, Sindelfingen, Steinenbronn, Waldenbuch, Weil der Stadt und Weil im Schönbuch eingebunden.
MANV 50 – Busunfall auf der A 81
Der zweite Einsatzabschnitt unter Beteiligung von Einsatzkräften aus dem Landkreis Böblingen im Rahmen der Katastrophenschutzübung „Heißer Süden“ spielte sich auf der Bundesautobahn 81 an einem stillgelegten Autobahnabschnitt bei Gärtringen ab.
Angenommen wurde ein Verkehrsunfall auf der Autobahn, bei der ein Linien-Gelenkbus auf die Seite stürzte und einen PKW unter sich begrub. Das Szenario erweiterte sich um einen Unfall, bei dem ein PKW gegen einen Bagger prallte und das Fahrzeug in der Seitenlage zum Stillstand kam. Die Übungsverantwortlichen der Feuerwehr Herrenberg unter Cheforganisator André Weiss versammelten die zahlreichen Einsatzkräfte von Feuerwehr und DRK auf dem geräumigen Firmengelände der Firma Nordfrost, nur wenige hundert Meter von der Übungsstelle entfernt. Trotz aller Planung, Vorbereitung und der Übungskünstlichkeit wollten die Verantwortlichen die Übung so realistisch wie möglich abhalten, weswegen es bei der Versammlung der Einsatzkräfte neben Grußworten nur die nötigsten Informationen gab – „Lage wie gegeben“ war das Motto des Tages. Nachdem der eingehende Notruf in der Integrierten Leitstelle simuliert wurde, rückten die Fahrzeuge entsprechend der Herkunft, zeitversetzt ab 10 Uhr zur Schadensstelle ab. Einsatzleiter Jürgen Vogt, Kommandant der Feuerwehr Herrenberg, führte den Rüstzug seiner Wehr mit dem Kommandowagen an. Es folgten die Fahrzeuge ELW 1, VRW, HLF 20 sowie der RW2 aus Herrenberg. Ergänzt wurde der Zug durch ein WLF mit einem Abrollbehälter Logistik. Der Abrollbehälter verfügt über eine Ladebordwand, die sich im weiteren Verlauf zweckentfremdet als Arbeitsbühne bei der LKW-Rettung als nützlich erweisen könnte. Zusatzfahrzeuge kamen aus Nufringen (MTF, LF 16/12, LF 16 TS, GW-T), Gärtringen-Rohrau (LF 10) und Rutesheim (LF 16/12).
Nach der ersten Erkundung der Einsatzstelle bestätigte sich die Lage für den Einsatzleiter. Daraufhin forderte er im Führungsstab die Bereitstellung eines weiteren Rüstzuges nebst zwei 40-Tonnen Autokränen an. Zur Sicherstellung des Brandschutzes mit ausreichend Löschmittel wurde ein weiteres TLF sowie ein WLF mit einem Abrollbehälter Sonderlöschmittel in den Bereitstellungsraum beordert. Das Alarmstichwort wurde auf MANV4 erhöht, sodass ein Großaufgebot des Deutschen Roten Kreuzes in Marsch gesetzt wurde. Die Einheiten des DRK bestanden aus Führungskräften des Kreisverbandes, Fahrzeugen aus dem Regelrettungsdienst sowie den Ortsvereinen und den SEG-Einheiten. Zur Unterstützung der Einsatzleitung wurde die Führungsgruppe des Landkreises Böblingen an die Einsatzstelle alarmiert. Einsatztaktisch wurde die Übungsstelle in drei Abschnitte aufgeteilt: Einsatzabschnitt 1 und 2 trennten räumlich den Gelenkbus in der Mitte und beschäftigten sich mit der Personenrettung aus dem verunfallten Bus. Hierbei übernahm der Zug aus Herrenberg den Abschnitt 1, die nachfolgenden Kräfte aus Nufringen und Rohrau den Abschnitt 2. Einsatzabschnitt 3 beinhaltete den verunglückten PKW am Bagger, der von der Fahrzeugbesatzung aus Rutesheim bearbeitet wurde. In enger Zusammenarbeit mit dem DRK wurden zuerst die Zugangsmöglichkeiten in das Innere des Busses geschaffen. Nachdem die Kräfte dorthin vorrücken konnten, wurden schon die ersten Personen, die offensichtlich nicht verletzt waren, aus dem Bus geführt. Das medizinische Personal nahm noch im Bus die Vorsichtung vor, während später am Behandlungsplatz die Triage vollzogen wurde. Bereits nach weniger als einer Stunde waren alle Rettungsmaßnahmen seitens der Feuerwehr erledigt. Verfügbare Kräfte unterstützten das DRK als Tragekomponente. Im weiteren Übungsverlauf wurde noch eine vermisste Person durch hinzugezogene Rettungshundestaffeln im nahegelegenen Wald gesucht und auch gefunden. Die Übung konnte nach Beendigung aller Maßnahmen gegen 13.30 Uhr beendet werden.
Fazit
Zu Beginn der Aufgabenstellung erschien den Verantwortlichen um KBM Guido Plischek die an sie herangetragene Übung im Rahmen der personellen und zeitlichen Verfügbarkeit als nicht lösbar. So dauerte es bis Mitte März, bis der Planungsgruppe definitive und verbindliche Vorgaben vorlagen, die es umzusetzen galt. Zunächst schien es, als dass in dem engen Zeitfenster lediglich eine Schauübung für die Medien und Außenstehende durchführbar wäre. Der Ansatz der Planungsgruppe war jedoch, insbesondere für die praktisch übenden Einheiten und auch für die Einsatzkräfte aus den Unterstützerkreisen Hohenlohe, Freudenstadt und Ulm eine effektive Übung zu gestalten, aus der alle Beteiligten etwas mitnehmen können. Dies ist rückblickend vollumfänglich gelungen. Alle Beteiligten zeigten sich sehr zufrieden, Kritikpunkte gab es nur vereinzelte. So muss beispielsweise die planerische Zusammenarbeit mit dem ehrenamtlichen Bereich des DRK noch etwas verbessert werden.
Die Vorbereitungen, Planungen, das Engagement aller Ehrenamtlichen, die vielen auch um die Übung herum agierenden unterstützenden Helfer war einzigartig, überwältigend und riesengroß. Niemals zuvor haben so viele freiwillige Planungsteams eigenverantwortlich und durch das LRA koordiniert zusammengearbeitet. Insgesamt sind mehr als 800 Stunden Planungsleistung in die Durchführbarkeit der Übung geflossen. Ein gigantisches Arbeitspensum. Aber nicht nur die Planungen liefen hervorragend. Auch der praktische Teil wurde, wie gewohnt und bei den BOSOrganisationen ja bereits standardmäßig, auf höchstem Niveau abgearbeitet. Alle gestellten Aufgaben und erkannten Problemstellungen konnten erfolgreich und in der vorkalkulierten Zeit gelöst werden. Noch wichtiger aber ist es, dass trotz insgesamt 700 Mitwirkender, lediglich eine Einsatzkraft wegen eines Insektenstiches ambulant behandelt werden musste und somit also übungsbedingt keine Verletzten zu beklagen sind. Der Führungsstab hat seine Handlungsfähigkeit sehr gut unter Beweis gestellt, das Kommunikationskonzept hat ebenfalls erfolgreich funktioniert. Es hat sich gezeigt, dass wir auf dem Gebiet der Stabsarbeit gemäß unserer Planungen noch einen Weg vor uns haben, der eingeschlagene jedoch, ist der richtige.
Alle Beteiligten können nach dieser Mammutaufgabe stolz auf das Erreichte sein. Alle Einheiten haben nicht nur bestimmungsgemäß funktioniert, sondern wir sind noch enger zusammengerückt. Das Motto „Wir alle sind 112“ wurde erfolgreich demonstriert und gelebt – in der heutigen Zeit ein wichtiger Gegenpol und eine eindrucksvolle Darstellung der Hilfe für den Nächsten im Rahmen unseres Selbstverständnisses.